Prof.Ing. Helmut Mader

Präsident des Tiroler Landtages
Welche sind Ihre 3 liebsten Volkslieder?
Ich liebe so viele Volks-, Heimat- und Studentenlieder, dass ich mich SEHR schwer tue, hier eine Reihung vorzunehmen.
Wahrscheinlich ändern sich die Reihenfolge und auch die namentlich zu nennenden Lieder jeweils auch mit der Stimmungslage und der Umfeldsituation, in der man sich befindet. Ich zähle sicher andere Lieder auf bei einer Geburtstagsfeier wie im Kreise von Freunden meiner Studentenverbindungen oder bei den Schützen.
DAS LIED BEKOMMT FÜR MICH DANN EINEN GANZ BESONDEREN STELLENWERT, WENN ES MICH IN MEINER INNERSTEN GEFÜHLSWELT ERREICHT UND ABHOLT, DIE ICH EIGENTLICH VERBERGEN WOLLTE.
Eines meiner ganz besonderen Lieblingslieder im studentischen Bereich ist "Auf dem Iselberge steh ich..." (siehe unten).
Sonst versuch ich halt eine spontane Reihung nachstehend:
1 Wahre Freundschaft soll nicht wanken
2 Fein sein, beinander bleibn
3 Da drent am Wald, da steht a Kreuz
und Reserve:
4 Wenn die Sunn untergeht im Karwendel (hör ich SEHR gerne, kann ich aber nicht gut).
Was ist für Sie ein Volkslied?
Für mich als sangesfreudigen Laien handelt es sich um ein Volkslied, wenn zwei Komponenten zusammentreffen: Es muss sich um ein Lied aus unserem Land oder inhaltlich über unser Land und seine Menschen handeln, das bei Feiern, der Arbeit, im kirchlichen oder weltlichen Jahreskreis entstanden oder dafür geschrieben wurde und zweitens, das auch gerne zumindest gebietsweise gesungen wird. NICHT dazu zähle ich Weihnachts- und Kirchenlieder (ganz besonders mein geliebtes Herz-Jesu-Lied "Auf zum Schwur") sowie die Landeshymne, die ich einer besonderen, geschützten und übergeordneten Kategorie zuordne.
Können Sie uns von einem besonderen Erlebnis im Zusammenhang mit Volksliedern berichten?
Wenn ich eine besondere Beziehung zu Liedern dieser Art habe, dann über meine im Jahr 2000 verstorbene Mutter. Sie hatte es in meiner Jugendzeit in jeder Hinsicht schwer, unsere Familie war arm und die Nachkriegszeit erlegte ihr viele Bürden und auch Leid auf. Trotzdem hörte ich sie immer wieder vor sich hin singen vor allem, so scheint mir, wenn sie sich allein wähnte wie beim Aufbetten, Waschen und bei sonstigen Arbeiten . Sie sang zum Teil auch Lieder aus anderen Bundesländern (wie "In der Müllerleitn, auf der Sonnenseitn..." oder so ähnlich), die sie beim Arbeitsdienst gelernt hatte. Manchmal hörte ich auch Wehmut an vergangene (verlorene) Jugendzeit heraus, Erinnerungen auch an durch Krieg und die politischen Wirren zerstreute Jugendfreunde wie u.a. an die Schwestern Agnes und Maria-Luise Mumelter (siehe auch Gotteslob), mit denen sie in einer katholischen Mädchengemeinschaft aufwuchs (und die im Lied plötzlich gegenwärtig wurden). Die Lieder nahmen wohl auch manchesmal jene Rolle ein, die heute Antidepressiva hätten. Sie richteten sie wieder auf, motivierten und gaben neue Kraft. Noch kurz bis vor ihrem Tode musste ich allein mit ihr im Zimmer des Pradler Wohnheimes manchmal eines ihrer Lieblingslieder anstimmen (zu Weihnachten vor allem "Maria durch ein Dornwald ging") -- Die Stimme war so ziemlich das letzte, was versagte, als alle Kraft zu Ende ging.

Das Innsbrucker Studentenlied
Worte und Melodie: Josef Gotzen, 1899
1.
Auf dem Iselberge steh ich, drunten rauscht die Sill vorbei, auf die Stadt hernieder seh ich, wie beim ersten mal im Mai, doch es sind schon viele Jahre, war ich jung und war ich froh. Jetzt sind grau schon meine Haare, altes Herz was klopfst Du so.
2.
Jung geburscht, das Herz voll Hoffen, kannt ich Sorgen nicht und Leid, stand die ganze Welt mir offen und die Welt sie war so weit. Wo ist alles nur geblieben, was das heiße Herz durchdrang? Junge Lust und junges Lieben, all vorbei, vorbei schon lang.
3.
Wo sind sie, die mit mir schwärmten, wie s ein junger Bursche tut, die in Innsbrucks Straßen lärmten, recht in Jugend Übermut? Weit verstreut in alle Winde hat sie rauh des Lebens Not. Müd sind die ich wiederfinde, mancher, mancher auch schon tot.
4.
Nur der Inn rauscht noch wie immer durch das Tal mit weitem Schwung. Innsbruck liegt im Sonnenschimmer und die Berge ewig jung, türmen auf sich gegen Norden, alles, alles noch wie einst. Aber ich bin grau geworden, alter Bursch , ich glaub Du weinst.