Hans Berger

Landesrat für Landwirtschaft der Autonomen Provinz Bozen–Südtirol


Welche sind Ihre 3 liebsten Volkslieder?
Persönlich gefallen mir vor allem die heiteren Volkslieder, die mit viel Schwung und Lebensfreude von guten Gesangsgruppen vorgetragen werden, wobei auf eine musikalisch möglichst einwandfreie Darbietung Wert gelegt werden soll.

Was ist für Sie ein Volkslied?
Volkslied, Volksmusik allgemein, ist meiner Meinung nach leider ein oft missbrauchter Begriff. Ich möchte unterscheiden zwischen dem bodenständigen, authentischen, teilweise seit Generationen im Volk gesungenen, in der Tradition in Tirol und im gesamten Alpenland verwurzelten Volkslied und der kommerziellen Unterhaltungsmusik. Letztere hat sicherlich ihre Berechtigung, wenn es um den reinen Unterhaltungsbereich geht, wenn man das Singen, Spielen, Tanzen und Schunkeln im Festzelt oder bei anderen Gesellschaftsereignissen sucht. Volkslied ist für mich aber mehr, es ist Darstellung des Charakters eines Volkes, Aussage in Wort und Melodie der Empfindungen der Menschen, Pflege der Tradition, Ausdruck der Verwirklichung des Lebens in allen seinen Erlebnisformen. Mich beeindrucken deshalb die klaren, schlichten Melodien des Volksliedes und die in einfacher Form durchführbare Mehrstimmigkeit, vor allem die bodenständigen und aussagekräftigen Texte, welche die Heimat, die Liebe, die Jahreszeiten, den Tagesablauf, das Handwerk, die Jagd, Tanz und Spaß und nicht zuletzt die verschiedensten religiösen Feste im Jahreskreis besingen. Das Volkslied sollte sich deshalb nicht dem rasch wechselnden Trendwandel unterwerfen, sondern die Volkspoesie möge sich als lebendige Urkunde der Seele des Volkes erweisen.

Können Sie uns von einem besonderen Erlebnis im Zusammenhang mit Volksliedern berichten?
Männerquartett in einer Bauernstube alte Volkslieder gesungen unter den Gästen ein älterer, sehr gebildeter Mann. Die Begeisterung dieses Mannes steigerte sich zusehends, sodass er nach jedem Lied seine hageren Hände mit einer Geste der Begeisterung auf den Tisch fallen ließ und mit strahlenden Augen und innerer Ergriffenheit immer wieder die Worte sprach: "Das ist Heimat!"