Elisabeth Wiesmüller

Landtagsabgeordnete der "Grünen"

Welche sind Ihre 3 liebsten Volkslieder?
1- Es war amal am Abend spat a wunderscheane Nacht
2- Schlaf wohl du Himmelsknabe du, schlaf wohl du süßes Kind
3- Bist du nit bei mir, is des Froahsein so schwar

Was ist für Sie ein Volkslied?
zum Beispiel meine ich:
- Verbreitung unter sangesfreudigen Menschen, gewisse Streuung
- Inhalte, die viele Menschen bewegen teilweise motivorientiert (Heimat, Liebe, Natur, religiöse Inhalte, Spott- und Spaßlieder, Wander- und Reiselieder, Tod, Arbeit), u.U. aber auch ins Klischeehafte gleitend
- Immer wieder übernommene, aber variierte Gestaltungstypen in Melodie und Text
- Kommunikatives Element
- Relativ leichte Mit-Singbarkeit (Rhythmus, melodische Fügungen, Tonumfang, Mehrstimmigkeit, Instrumentalbegleitung ...), z.B. auch Refrain "für alle
- eigentlich auch eine gewisse Schlichtheit und Ungekünsteltheit
- Nähe zur Spontaneität
- kein Perfektionszwang insofern sehr integrierend

Schlussbemerkung: Manche schöne neue Lieder, die für mich zur Kategorie der Volkslieder gehören, sind leider nur unter "VielsingerInnen (aus Singkreisen und Chören) verbreitet oder hin und wieder dank der Liederhefte von den vielen Weihnachtssingen, herausgegeben von Manfred Schneider... Vielleicht wird"s noch.

Meine erwachsenen Töchter beherrschen zusätzlich zu einem Teil der mir bekannten Lieder, noch ein ganz anderes internationales Liedrepertoire: Mercedes Sosa, die Songs der Beatles, israelische Volkslieder u.v.m. "Weltvolkslieder eine andere, neue, völkerverbindende Art der Kommunikation, einsetzbar in vielen Teilen der Welt.

Können Sie uns von einem besonderen Erlebnis im Zusammenhang mit Volksliedern berichten?
Meine älteste Tochter lebt in Mexico. In der Folge der dramatischen, gewalttätigen Eskalation eines Konfliktes in einem Dorf, war sie mit einem Team von PädagogInnen und PsychologInnen zum Zweck einer dringend nötigen Mediation, von den Schuldirektorinnen zu Hilfe gerufen worden. Die Chance für das ganze Dorf sah man bei den Kindern. In einer Klasse war es absolut unmöglich mitten in großer Unruhe und Aggression die vorbereiteten Spiele auch nur zu erklären, geschweige denn sie durchzuführen. Die rettende Idee muss mit dem mexikanischen Wappentier "aguila auf Grund seiner Verwandtschaft mit dem Tiroler Adler vom Himmel gekommen sein. Die Tirolerin mit Weltbürgerinherzen, Magdalena, begann ihre Exotik in diesem mexikanischen Dorf nützend von ihrem Heimatland zu erzählen, etwas ausschmückend von Schnee und Bergen, von Sport und auch von Musik das Letztere vermute ich lediglich. Denn dann bot sie den Kindern an, ein Tiroler Lied zu lernen. Große Begeisterung! Die Strophen waren schnell irgendwie übersetzt (ob das "Peters Brünnele im Wortlaut vorkam, entzieht sich meiner Kenntnis), der Refrain blieb, wie ihn alle kennen: Holladi - Hollaradiria Hollara Guggu... (mit sich steigernder Guggu-Anzahl und den ohnehin bekannten dazugehörigen Schlag-, Klatsch- und Schnippgeräuschen). Eine Viertelstunde lang hielt dieses Lied alle Kinder beider Konfliktparteien in kurzzeitig geeintem Bann. Dann folgte etwas mühsam, aber erfolgreich die erste vorbereitete kreative Friedensaktion. Und als Notbremse immer wieder: "Und jetzt gang i ans Peters Brünnele als obskurer Text auf Spanisch mit polyglottem Guggu.