L'Argia
Ein historisches Ereignis bildet den Hintergrund für das Entstehen dieser Oper:
Die abgedankte schwedische Königin Christine trat im Jahr 1655 in Innsbruck zum katholischen Glauben über. Die prunkvolle Oper L'Argia war Teil der festlichen Umrahmung. Christine von Schweden zeigte sich von ihr so beeindruckt, dass sie gleich zweimal aufgeführt wurde.

"Auch am darauf folgenden Abend wurde eine Oper aufgeführt: L'Argia, ein musikalisches Drama mit wunderbaren Bühnenbildern und von ungewöhnlicher Sehenswürdigkeit. Die Kostüme der Darsteller waren äußerst elegant und in höchstem Maße prächtig, die Musik exquisit. Der ehrwürdige Erzherzog hat weder Fleiß noch Kosten gespart, um die bedeutendsten Virtuosen Italiens zu bekommen. Es dauerte sechs Stunden ohne Unterbrechung und Ihre Majestät sowie alle Anwesenden genossen die Oper mit aufmerksamer Freude." |
"Da ich ganz nahe saß (...), hörte ich die Königin wiederholt ihrem Erstaunen Ausdruck geben über die Gewalt der Sprache, deren vollendete Wiedergabe durch die Musik und die seltene Kunst der Sänger und Musiker. Die Königin und die ganze vornehme Gesellschaft spendeten wiederholt lebhaften Beifall und erklärten, daß sie etwas Ähnliches nie gesehen und wohl auch nicht wieder sehen würden." |
"Umb 9 Uhr Nachmittag fangte die groß Comedi sambt drei Baleten an und wehrete bis den andern Tags morgens frue umb halbe drei Uhr, welche absonderlich des schenen Theatri halben nit zu beschreiben, jehmalen man in dem Teutschlande dergleichen niemahlen gesehen." |
"That night she was entertayned with a most excellent opera, all in musick, and in Italian, the actors of that play being all of that nation, and, as some of themselves told me, they were 7 castrati or eunuchs; the rest were whoores, monks, fryers, and priests. I am sure it lasted about 6 or 7 hours, with most strangely excellent scenes and ravishing musick" |
"An diesem Abend wurde sie mit einer ausgezeichneten Oper unterhalten, alles mit Musik, und auf Italienisch, wobei die Darsteller dieses Stücks allesamt Italiener waren und, wie einige mir selber erzählt haben, es waren sieben Kastraten oder Eunuchen dabei, der Rest waren Kurtisanen, Mönche, Brüder und Priester. Ich bin mir sicher, es dauerte etwa sechs oder sieben Stunden, mit höchst ungewöhnlichen Szenen und hinreißender Musik." |
"Questa opera, che passegi su le pi nobile scene |
"Diese Oper, die auf den vornehmsten Bühnen Europas gespielt wurde und die Aufmerksamkeit einer Königin verdiente, war unwürdig, ein Dasein im Schatten zu fristen." |
"Innsbruck war die Stadt, in der die älteste österreichische Prunkoper mit den berühmtesten Protagonisten der Zeit zur Darbietung gelangte." |
L'Argia
Vorgeschichte: Lucimoro, Prinz von Zypern, wird als Kind entführt. Der thrakische König nennt ihn fortan Selino'. In Negroponte verlobt sich Selino' mit Argia, die er wieder verlässt, bevor sie noch sein Kind zur Welt bringt. Er flieht nach Zypern und verliebt sich in die Königstochter Dorisbe, nicht ahnend, dass sie seine Schwester ist. Auch Argia kommt auf die Insel, um Selino' zu suchen - als Laurindo' in Männerkleidung.
1. Akt
Feraspe sucht seine Schwester Argia und verliebt sich in Dorisbe, die wiederum Laurindo' begehrt. König Atamante fleht die Schutzgöttin Venus an, sie möge seinen verlorenen Sohn Lucimoro zurückbringen. Dorisbe weist die Liebesbeteuerungen von Selino' zurück. Feraspe muss sich gegen die Aufdringlichkeiten von Dorisbes Amme zur Wehr setzen. Die Kurtisane Filaura ihrerseits ist in den Pagen verliebt - es ist die als Mann verkleidete Argia.
2. Akt
Im Tempel der Venus wird eine Zeremonie abgehalten. Die Göttin gewährt Lucimoros Rückkehr. Die verkleidete Argia lockt ihren Selino' unter dem Vorwand, Dorisbe erwidere seine Liebe, in den Garten. Dorisbe kommt tatsächlich - doch wegen Laurindo'! König Atamante erfährt von dem Vorhaben und erscheint ebenfalls im Garten, um seine Tochter zu überführen. Selino', Laurindo' und Dorisbe werden zum Tode verurteilt.
3. Akt
Ein Gottesurteil soll über das Leben der Gefangenen entscheiden: Der Sieger im Duell zwischen Feraspe und Laurindo' soll den jeweils verurteilten Mandanten (Dorisbe bzw. Selino') freibekommen. Das Duell ist aber ungültig, da Laurindo' absichtlich verliert, um Selino' zu Fall zu bringen. Die Verurteilten sollen nun den Giftbecher leeren. Doch Argia gibt sich letztendlich zu erkennen; dem König von Salamis wird sein Sohn Lucimoro zugeführt. Dorisbe soll Feraspe heiraten und Argia verzeiht ihrem Lucimoro.
Die Oper wurde im Rahmen der Festwochen der Alten Musik 1996 in Innsbruck mit folgender Besetzung aufgeführt:
Argia/Laurindo, Prinzessin von Negroponte - Laura Polverelli
Dorisbe, Prinzessin von Salamis auf Zypern - Dorothee Jansen
Lucimoro/Selino, Thronfolger von Salamis - Alexander Plust
Atamante, König von Salamis - David Pittsinger
Feraspe, Prinz von Negroponte und Schwester Argias - Ricard Bordas
Lurcano, Hofnarr des Königs Atamante - Dominique Visse
Dema, Amme der Prinzessin Dorisbe - Bernard Loonen
Filaura, Kurtisane am Hof Atamantes - Darina Takova
Musikalische Leitung und Einrichtung der Partitur: René Jacobs - Orchester: Concerto Vocale
Die neun Kupferstiche der Bühnenbilder sowie des Vorhangs wurden von Valerio Spada für die Prachtausgabe des Librettos in Kupfer gestochen und zeigen die Handlungsschauplätze: Meer und Hafen von Salamis auf Zypern, königlicher Audienzsaal, Venus-Tempel, Gemächer im Palast, Garten mit königlichem Palast, Loggia mit Kerkern, Stadt Salamis, Kampf-Arena.
Duett aus L'Argia von Antonio Cesti (Time 3:03)
Judith Nelson und René Jacobs, Instrumentalensemble
Festwochen der Alten Musik 1980
Live-Mitschnitt des ORF