Tirols Präsenz in Mozarts Œuvre
Für ein großes Auftragswerk an Wolfgang Amadé Mozart oder herausragende künstlerische Inspiration war in Tirol kein hinreichendes Ambiente gegeben.
Hier lebten zu Mozarts Zeit keine Epoche machenden, generösen Musikmäzene. Zwar gab es etwa in Klöstern oder Pfarrkirchen eine blühende Musikkultur, doch bestand keine einem Genie wie Mozart angemessene, institutionelle musikalische Infrastruktur.
Dennoch bekam Tirol in Wolfgang Amadé Mozarts Biographie als Bezugsort für Kompositionen einen immerwährenden Platz, geprägt freilich von Zufälligkeiten wie
- langer Weile oder vielmehr Überdruss
(fuchs-teufel-wild und harb in Bozen, dem Sauloch) / KV 155,
- Reverenz gegenüber einem Gönner und Freund / KV 257,
- dem Aufgreifen von Tagesaktualitäten / KV 344, KV 527/26
KV 155 (1772) |
KV 257 (1776) |
KV 344 (1779/80) |
KV 527/26 (1787, Kopie um 1800) |
Darüber hinaus existiert schon vor der ersten Italienreise der Mozarts ein kompositorischer Anknüpfungspunkt mit Tirol:
1768/69 fertigte Wolfgang Amadé Mozart zum Studium des strengen Satzes die Abschrift einer Komposition des Innsbrucker Hofkapellmeisters Johann Stadlmayr (im Amt von 1607 bis 1648), eine Partitur von dessen Introitus Cibavit eos. Lange Zeit galt dieses Werk (KV 44/73u) als ein Übungsstück Mozarts.
Foto folgt
[Johann Stadlmayr (ca. 1575-1648)], Cibavit eos,
in: Chorbuch des Domkapitelarchivs Brixen, [ingrossiert von Georg Moser 1620/21], f.?
Foto: HHS 12/2006
Als Konzertmeister der fürsterzbischöflichen Kapelle zu Salzburg (ab 1769) war Mozart auch ein hervorragender Geiger.
Durch sein Konzertinstrument ergibt sich eine weitere musikalische Verbindung zwischen ihm und Tirol:
Er spielte eine mit Jakob Stainer, Absam 1659 signierte Geige. Sie stammt in Wirklichkeit allerdings nicht aus der Werkstatt des berühmten Tiroler Meisters, sondern aus der eines Mittenwalders, aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts (Senn 1956, S. 12f.). Sie befindet sich heute im Besitz der Internationalen Stiftung Mozarteum.