Leopold Mozarts Brief an seine Frau
Leopold Mozart schrieb am 14. Dezember 1769 von Wirgl (Wörgl) aus an seine Gattin Maria Anna in Salzburg, wobei er sich im Tag irrte und Mittwoch statt Donnerstag datierte.
Wirgl, Mittwoch [recte: Donnerstag] abends um 8 Uhr
Um 1 uhr sind wir im Kalterl angelanget, und haben unter einem ganz grausammen gestank ein eingemachtes Kalbfleisch zum Mittagmahl genohmen; dazu tranken wir ein paar Trunck gutes Bier, dann der wein war ein Laxiertrankl.
wir sind nach sieben uhr in Lofer angelanget; Nachdem ich das Essen angeordnet, sind wir den H[errn] Pfleger zu besuchen gegangen, welcher sehr üb[e]l mit uns zufrieden war, dass wir nicht gleich bey ihm abgestiegen, weil wir nun im Wirtshause schon die speisen angefrimmt [bestellt] hatten, so liessen wir solche in die Pfleg bringen, assen dort, schwätzten bis um 10 uhr, wurden alda mit einem schönen zimmer und guten Bethe bediene, ich tranck morgens Caccalotte, und der Wolfg[ang] ass eine gute Suppe. Wir fuhren bis Mittag nach St. Johanns, und kammen abends nach Wirgl, wo ich den Vicarium, H[errn] hartman Kelhammer von Chiemsee, zu mir einladen liesse. Eben itzt ist er kommen. Er empf[iehlt] sich. Nun ists 10 uhr, wir werden schlaffen gehen müssen; dann morgen muß ich um 5 uhr auf. die so üb[e]l beschriebene[n] Weege habe [ich] fast durchgehends verschlaffen, weil ich gesehen, daß wir einen recht guten Gutscher haben. In diesen Gegenden, absonderlich von Lofer bis St. Johanne, liegt erstaunlich viel schnee. Lebt alle gesund und Wohlauf! von Insprugg werde gleich schreiben.
In: Bauer-Deutsch, Mozart. Briefe [...] 1/1755-1776 (1962), S. 292
MIT 1991: Nr. 3. Herrmann-Schneider 1998, S. 449ff.