Jakob Stainer

"The violins of Cremona are exceeded only by
those of Stainer, whose instruments are remarkable
for a full and piercing tone."

J. Hawkins, A General History of the Science and Practice of Music, London 1776

"Die Violinen aus Cremona werden nur von
jenen Stainers übertroffen, dessen Instrumente wegen
ihres vollen und durchdringenden Klanges bemerkenswert sind."

"Les violons qui ont le plus de réputation, sont ceux
de Jacob Stainer Les violons originaux de ce fameux
artiste, c'est-à-dire, ceux auxquels aucun facteur
moderne n'a touché en dedans sont très rares & recherchés."

Encyclopédie Méthodique, Paris 1785

"Die Geigen, die den besten Ruf haben, sind jene
Jakob Stainers ... Die originalen Geigen dieses berühmten
Künstlers, das heißt jene, die kein moderner Instrumentenbauer
berührt hat, sind äußerst selten und sehr gefragt."

"gehört zu den genialsten Meistern in bezug auf Schönheit seiner Arbeit, die diejenige der Italiener meist noch übertrifft"

P.O. Apian-Bennewitz; Die Geige, der Geigenbau und die Bogenverfertigung; Weimar 1892


Tirol war weder ein Land der Geigenbauer noch bestand zur Zeit des jungen Jakob Stainer ein erhöhter Bedarf an Streichinstrumenten. Warum der Einzelgänger aus Absam, der es zu Weltruhm bringen sollte, Geigenbauer wurde, bleibt offen. Sein Name war schon um 1650 weithin bekannt, er wurde "der berühmteste Geigenbauer" ("celeberrimus testudinum musicarum fabricator") genannt und arbeitete in erster Linie auf Bestellung - und solche kamen selbst vom spanischen Hof. Im Jahre 1670 besuchte ihn der bekannte Komponist und Violinvirtuose Heinrich Ignaz Franz Biber persönlich in Absam. Stainer, der mit äußerster Sorgfalt vorging, dürfte jährlich an die 10 bis 15 Instrumente gebaut haben. Kaiser Leopold I. stellte ihm 1669 einen Dienstbrief mit der Funktion eines Hoflieferanten aus.
Was seine Geigen auszeichnet, ist der sprichwörtliche 'silberne' Ton. Durch die hohe Wölbung in der Mitte von Decke und Boden wird der Klang sehr weich und intim. Das Fichtenholz für die Decken suchte Stainer in dem nördlich von Absam gelegenen Gleirschtal. Stainer wurde schulebildend, obwohl er keine Schüler hatte. Die besten Stainer-Kopien kamen aus Italien und kaum ein Name wurde so oft missbraucht wie der seine.
Der um 1780 einsetzende Wandel im Klangideal zu einem dunkleren, klarinettenartigen Timbre und zu größerer Tonfülle (Konzertsäle!) ließen Stainers Instrumente in den Hintergrund treten. Der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einsetzende Boom der Barockmusik und das damit einhergehende Streben nach historischer Aufführungspraxis haben Stainer wieder jenen Platz zugewiesen, der dem größten Geigenbauer außerhalb Italiens gebührt.

Die beiden Fotos aus der Zeit um 1900 zeigen das Wohnhaus und die Stube von Jakob Stainer in Absam.

Dieser Geigenzettel wies seit ca. 1658 Stainers Instrumente aus.


"Sonata 4: Tardo" aus Encaenia musices op. 1 (Time 1:08)
Ars Antiqua Austria, Ltg.: Gunar Letzbor
CD Romanus Weichlein: Encaenia musices
Institut für Tiroler Musikforschung, 2002
Als tiefstes Streichinstrument ist eine Bratsche von Jakob Stainer (Absam 1679) zu hören.