Jakob Arzbacher

Aschau

Können Sie uns von einem besonderen Erlebnis im Zusammenhang mit Volksliedern berichten?
Mein größtes und nachhaltigstes Erlebnis in Bezug auf Volkslieder hatte ich in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Nachdem ich schon durch Krankheit (Ruhr) auf ca. 40 kg abgemagert war, bot sich mir und einigen Kameraden in der französischen Gefangenschaft Gelegenheit, uns unter Mithilfe eines deutschen Arztes zum Singen aufzuraffen, wodurch wir in einem Hotel "wie Gott in Frankreich!" leben konnten. Da mir damit überhaupt die Heimkehr ermöglicht wurde, war es für mich das wichtigste Erlebnis des Krieges und somit für mein ganzes Leben! Ein Kamerad mit heute 90 Jahren lebt noch und mit ihm habe ich seinen runden Geburtstag auch ausgiebig gefeiert.

Als wir Anfang Oktober 1945 Bereitschaft zum Heimfahren bekamen, öffnete der Arbeitschef von uns Gefangenen im Beisein seiner Frau und Tochter eine Flasche Sekt und bat uns noch zum Abschied für ihn und seine Familie das "Huamatl" zu singen, obwohl er als Franzose den Text kaum verstand. Alle drei Zuhörer hatten die Augen voller Tränen und prosteten uns zu! Obwohl wir ja Kriegsgefangene waren, hatten wir uns gegenseitig ins Herz geschlossen und sie ließen uns ungern Abschied nehmen. So einen Abschied hatten wir nicht erwartet und er geht uns vier Mann unser ganzes Leben nicht mehr aus dem Sinn.