Zaide

In Zusammenhang mit Bozen steht W. A. Mozarts Deutsches Singspiel Zaide (Das Serail) KV 344, das er 1779/80 in Salzburg nach einem Text des Salzburger Hoftrompeters Johann Andreas Schachtner komponierte.

Schachtner verwendete als Grundlage für seine Dichtung das 1779 in Bozen beim Stadt- und Mercantil-Buchdrucker Karl Joseph Weiß anonym erschienene Libretto Das Serail [...], das wohl für eine Aufführung durch Wanderschauspieler 1779 publiziert worden war.

[F. J. Sebastiani], Das Serail, Bozen: Karl Joseph Weiß 1779
Titelblatt und Seiten [2-3]
Bozen, Stadtmuseum, Bibliothek. MIT 1991: Nr. 62
Lit.: Klein 1982, S. 47. Brandenburg 2002, Sp. 124f.

Mozarts Zaide (Das Serail) blieb unvollendet, die Ouvertüre und ein Finale fehlen, die Uraufführung erfolgte erst 1866 in Frankfurt am Main.

Das Singspiel hat einen ähnlichen Inhalt wie Mozarts 1781/82 komponierte Entführung aus dem Serail KV 384 (Text: Christoph Friedrich Bretzner, bearbeitet von Johann Gottlieb Stephanie d.J.).

Als erster hatte Das Serail der von 1763 bis 1796 als fürstbischöflicher Hofkapellmeister in Passau wirkende Josef Friebert (1724-1799) vertont, möglicherweise 1765 in Passau, nach dem Libretto von F[ranz?] J[osef?] Sebastiani. Bisher galt Frieberts Musik als verschollen.

Bei der Auktion Art Mozart des Dorotheums Salzburg am 28. Januar 2006 kam jedoch handschriftliches, 1779 datiertes Notenmaterial der Teutschen Operette erstmals wieder zum Vorschein: ein Klavierauszug sowie teilweise unvollständige Sing- und Orchesterstimmen. Für € 17.000, -- wechselte das Manuskript in Salzburg an Mozarts 250. Geburtstag seinen Besitzer.

Josef Friebert (1724-1799), Das Serail, Musikhandschrift 1779; Titelblatt, Detail; In: Dorotheum Salzburg 2006, Nr. 82; Lit.: Neumann 1963 (NMA 2/5/10), S. 17ff. (S. 75-91Reprint des Bozener Librettos); Pisarowitz 1976, Sp. 368; Brandenburg 2002, Sp. 124

Der seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in Bozen ansässige Maler Carl Henrici (1737 Schweidnitz/Schlesien Bozen 1823) hielt um 1780 vier Szenen aus dem Singspiel Das Serail (Libretto Bozen 1779) fest:

Der Sultan erwirbt die Sklavin,
in die er sich verliebt hat

Das Konzert. Die Sklavin erbaut den
Sultan mit Klavierspiel.

Das Abbild. Der Sultan lässt sich
ein Bild von der Sklavin malen.

Die Sklavin, an den Folgen der Geburt leidend,
wird von einem älteren Arzt untersucht.

Bozen, Stadtmuseum. MIT 1991: Nr. 63 - Lit.: Spada Pintarelli 1986, S. 397ff.